Die Hohe Wand

Naturpark HOHE WAND in Niederösterreich


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"Wer nie vom Weg abkommt,
der bleibt auf der Strecke."

November:

Tiefhängende graue Wolken und Nebel beherrschen das Wiener Becken im Osten Österreichs. Hunderte von Quadratkilometern können es sein, in denen es an diesem Tag einfach nicht hell werden will, keine Wolkenlücke Sonnenstrahlen durchlässt. Doch dieses düstere Wetter hat eine Besonderheit: Es reicht nicht sonderlich hoch und wird leicht von größeren Erhebungen überragt. Einer dieser im wahrsten Sinne des Wortes herausragenden Berge ist die Hohe Wand im südlichen Wiener Becken, unweit des mächtigen Zweigestirns Rax und Schneeberg in den Ostalpen. Dabei ist die Hohe Wand keine einfach herausragende Bergspitze, sondern ein rechtes Massiv mit einem durchgängigen Hochplateau.

Hier oben auf rund 1.000 Metern Seehöhe hat sich der goldene Herbst gehalten und strahlt in seinen leuchtendsten Farben.

Die Hohe Wand

 

Bei der Fahrt herauf auf der erst 1932 errichteten Mautstraße entflieht man rasch dem Novembernebel und der für diese Jahreszeit so typischen tristen Stimmung. Wenn bereits der Parkplatz an der untersten Kehre nebelfrei ist, hat man von unten einen beeindruckenden Blick auf die steil aufragenden Felsen, einem echten Kletterer Paradies.

Spätestens bei der Auffahrt über die teils enge und kurvige Straße entkommt man der Düsternis im wolkenverhangenen Tal und blickt hinauf in einen tiefblauen Himmel.

Die Hohe Wand

 

Oben ist das Fahrzeug schnell abgestellt, denn die Hohe Wand will ergangen sein. Eine Vielzahl von Wanderwegen durchquert das Plateau, dabei auch viele weiche Pfade durch duftenden Wald. Besonders schön aber ist die mehrstündige Wanderung entlang der scharfen Felskante, die fast komplett um den Berg herumführt. Beginnt man die Wanderung am Gasthaus Almfrieden und spaziert in Richtung Süden, genießt man von Beginn an einen atemberaubenden Blick auf das unlängst erst verlassene wolkenverhangene Wiener Becken. Von oben betrachtet ist es ein schier unendliches weißes Meer, das sich da erstreckt - gerade einmal am Horizont von herausragenden Erhebungen begrenzt und durchstoßen von den Ausläufern des Wechsels.

Ein besonderes Erlebnis ist gerade bei diesem Wetter der Spaziergang auf den nach kurzem Weg erreichten "Skywalk", eine der Konstruktion am Dachstein nachempfundene Stahlplattform für Besucher, die weit über die Felswand hinausragt: Der Besucher steht wie auf eine Brücke - unter sich das reflektierende Weiß der sonnenbeleuchteten Wolkenmasse und über sich das strahlende Blau des Himmels.

Die Hohe Wand

 

Vorbei am Startplatz der Paraglider auf einer noch immer saftig grünen Wiese geht es weiter, teils mit offenem Blick, teils durch Wald. Die Tierwelt hier oben ist erstaunlich wenig scheu, nicht selten begegnen dem Wanderer mitten im Zwielicht des Waldes plötzlich mächtige Steinböcke. Seelenruhig bleiben sie unweit des Weges, wenn die Wanderer vorbeiziehen. Etwas rarer und vor allem zu Abend hin wahrscheinlich sind die Begegnungen mit Rotwild in freier Natur. Wer dieses sicher sehen möchte, kann es in einem der mehreren Gehege in Ruhe betrachten.

Doch was ist der Anblick eines gefangenen Tieres verglichen mit dem Glück einer spontanen Begegnung unterwegs?

Die Hohe Wand

 

Eine gewisse sportliche Herausforderung ist dann das Passieren des Leitergrabens. Auf steilen Pfaden ist ein ordentlicher Höhenunterschied erst ab- und dann wieder aufwärts zu bewältigen. Belohnt wird man danach mit einem der wohl schönsten Wegstücke inmitten von sonnendurchflutetem Laubwald unweit der Abbruchkante. Gleich lädt auch das Hubertushaus zu einer Rast ein, eines der ursprünglichsten Rast- und Schutzhäuser hier oben. Ähnlich der nachfolgenden Wilhelm-Eichert-Hütte liegt es etwas zurückgesetzt an einer Wiese und erlaubt so einen herrlichen ostwärts gerichteten Blick auf das Wolkenmeer, das schließlich mit dem Himmel zu verschmelzen scheint.

Die Hohe Wand

 

Ist am späteren Nachmittag der Bereich um die "Kleine Kanzel" erreicht, hat man das schönste Licht für den Blick nach Süd-Westen. Hier erheben sich nun die Höhen des Wechselgebirges, begrenzt vom etwas westlich liegenden Semmering. Es ist nicht mehr das harte Mittagslicht, sondern bereits das weiche Licht des bevorstehenden Sonnenuntergangs, das die Berge beleuchtet.

Erste Täler liegen bereits im Schatten und bilden einen deutlichen Kontrast zu den leuchtenden Farben der herbstlichen Wälder an den Hängen.

Die Hohe Wand

 

Der Sonnenuntergang wiederum taucht das die Füße der Felswände umspielende Nebelmeer an der Ostseite in ein geradezu mystisches Licht. Von Minute zu Minute ändert sich die Stimmung und bei zurückgehender Wolkenstärke sind im schon finsteren Tal erste Lichter sichtbar. Hier oben aber ist es noch ausreichend hell, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Ein herrlicher Abschluss eines wunderschönen Tages, der den Zauber des Herbstes lange im Gedächtnis lebendig hält.

Die Hohe Wand

 

Genießen wir noch einige Bilder dieser herrlichen Gegend:

Die Hohe Wand

Oben: Hoch ist er nicht der Gipfel hier auf der Hohen Wand - aber wunderschön!

Die Hohe Wand

Oben: Im Tal grau und grau unter dichten Wolken - hier oben auf der Hohen Wand ein prachtvoller Tag!

Die Hohe Wand

Oben: Purer Genuß - das Wiener Becken als Wolkenmeer von oben.

Die Hohe Wand

Oben: Das Wolkenmeer brandet geradezu an die Felsen der Hohen Wand

Die Hohe Wand

oben: "Lost in Eternity"

Die Hohe Wand

Oben: Blick in Richtung Wechsel

Die Hohe Wand

Oben: Der Herbst zeigt sich in seinen schönsten Farben

Die Hohe Wand

Oben: Waldwege laden zum Wandern ein

Die Hohe Wand

Oben: Ein beliebtes Ziel, das Hubertushaus

Die Hohe Wand

Oben: Hallo Wanderer!

Die Hohe Wand

Oben: unterwegs im Herbstwald

Die Hohe Wand

Oben: Die Warte garantiert beste Aussichten!

Die Hohe Wand

Oben: Die letzten Strahlen des goldenen Abendlichts wärmen die Wanderer

Die Hohe Wand

Oben: Die Sonne geht früh unter in diesen Tagen...

Die Hohe Wand

Oben: ... und verabschiedet sich durch die Bäume der Hohen Wand

Die Hohe Wand

Oben: Die Sonne ist untergegangen, ein letzter Hauch von Licht hängt über den Bergen. Im Tal sind die Dörfer bereits erleuchtet und laden in wärmende Gemütlichkeit ein.


Mehr Infos zur Anfahrt und dem Naturpark Hohe Wand an sich unter www.naturpark-hohewand.at .

Eine steuerbare Webcam hat das Kohlröserlhaus unter www.hohewand.tv .

Über den Autor



Thomas Adolph ist im Nebenberuf freier Journalist und Fotograf;
er lebt in Wien und arbeitet in Frankfurt am Main.

Filmtipp: Kleine Foto- und Videoshow Mit dem Gyrocopter durch die Wachau.


thomas [at] diehohewand [dot] at